beratung & Projekte

Landwirtschaftsflächen multifunktional gestalten

 

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Projekt

Naturacker

Gemeinde Thalheim an der Thur

überlegungen zur ausgangslage

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Landbewirtschaftung extrem gewandelt. Wo früher fünf Äcker mit verschiedenen Kulturen standen, ist heute oftmals ein grosses Feld mit der selben Frucht vorhanden. Die Mechanisierung der Produktion von Nahrungsmitteln brachte eine grosse Arbeitserleichterung und mehr Effizienz mit weniger Arbeitskräften pro Hof. Jedoch machen Maschinen Prozesse oft eintönig und damit musste auch die Landschaft dementsprechend umgestaltet werden. Die LandwirtInnen der aktuellen Zeit sind also enorm wichtig, da sie nicht nur Nahrungsmittel produzieren, sondern auch Landschaften gestalten und damit Lebensräume verändern. Durch die genannten Veränderungen hat sich die Landschaft der Mechanisierung entsprechend vereinfacht. Heute gibt es intensive nahrungsmittelproduzierende Bereiche und sogenannte ökologische Ausgleichsflächen, welche oft an Böschungen, Waldrändern und nicht befahrbaren Orten angelegt wurden. Auf den ersten Blick macht dies Sinn, ist die Natur so doch viel effizienter nutzbar. Unserer Ansicht nach, könnten wir durch eine andere Gestaltung von intensiv bewirtschafteten Äckern viele positive Effekte auf mehreren Bereiche erzielen, ohne dabei weniger Nahrungsmittel zu produzieren. Tatsache ist, dass sich das Klima ändert, dass wir im wahrsten Sinne des Wortes an Boden verlieren, dass wir auf die Funktionen der Biodiversität angewiesen sind und wir trotz all dem in Zukunft mehr Essen benötigen werden. Ein weiterer für uns zentraler Punkt ist das Thema Wasser. Oft ist es knapp oder dann kommt in kurzer Zeit zu viel davon. Wir müssen also einen Weg finden, wie wir Wasser länger auf einer Fläche halten können, bevor es in den nächsten Fluss fliesst.

Ziel

Durch das intelligente Anlegen von Gehölzstreifen in Ackerflächen (Agroforst) können wir Diversität zurück in die Landschaft bringen. Mit Reihenabständen, welche den heutigen Maschinen angepasst sind, wird eine effiziente Bewirtschaftung auf keiner Weise gestört. Durch eine entsprechende Ausrichtung der Reihen, im Idealfall den Höhenlinien entlang, können wir dem Austrocknen der Böden vorbeugen und dadurch Wasser effizienter nutzen. Da wir gerade mit Bäumen ein dauerhaftes Element zurück auf den Acker holen, welches uns erlaubt die Fläche über Etagen zu nutzen, kann damit sogar die Produktivität pro Fläche steigen. Dauerhafte Kräuterwiesen, Hecken und weitere Strukturelemente werden in die Produktionsfläche integriert, damit die Kulturpflanze von der Funktion der Vogel-, Käfer-, Pilzwelt profitieren kann. Das Ziel ist zusammengefasst, eine Fläche welche sich selbst im Kreislauf ernährt, viel diversen Lebensraum bietet und uns viele tolle & gesunde Nahrungsmittel produziert.

Massnahmen

Die Projektfläche ist 160 Aren gross und wurde bis anhin ackerbaulich mit einer Frucht pro Jahr bestellt. Im Jahr 2022 wurde die Parzelle auf biologischen Landbau umgestellt. Im Winter 2022/23 folgten die ersten Baum-Pflanzungen. Verschiedene Apfel-Hochstamm Sorten, Baumhasel, Schwarzerlen, Traubeneichen, Spitzahorn und Birken sollen in Zukunft die oberste Etage des Ökosystems bilden. Zudem spenden sie Schatten und bremsen den Wind. Ihre Wurzeln erschliessen Bodenschichten, welche sonst brach liegen, zudem bringen sie wertvolle Elemente wie Pilze in den Ackerboden. Im Frühjahr werden den Baumstreifen entlang fünf Meter breite Wildblumenwiesenstreifen angesät. Weiter wird eine auf dem Acker rotierende Brache etabliert. Die Zwischenräume werden ackerbaulich bewirtschaftet. Immer wieder werden neue Strukturelemente wie Ast- und Steinhaufen, Ruderalflächen in die Parzelle integriert. Für den Winter 2023/24 ist die Wildhecken-Pflanzung angesagt. Gerne würden wir auch eine erntbare Wildfruchthecke in die Baumstreifen integrieren.

Wir möchten uns herzlich bei unseren partner*innen für die unterstützung bedanken!

Projekt

Vitiforst

Gemeinde Rickenbach ZH

Ausgangslage

Rebberge produzieren für uns Menschen ein Luxusprodukt; Wein. Also ein Erzeugnis, welches wir nicht unbedingt zum leben bräuchten. Das landschaftliche Element; Rebberg, prägt so manche Region durch seine visuelle Erscheinungsform. Schnurgerade Reihen, zu immer gleich hohen Hecken erzogen, gleiche Reihenabstände, eigentlich ein perfekt durch Menschenhand gestaltetes Landschaftselement. Es erstaunt daher nicht, dass sogar im Gesetz niedergeschrieben ist, wie ein Rebberg visuell zu Wirken hat, damit ein Winzer daraus überhaupt offiziell einen Wein herstellen darf. Reben müssen gemäss Gesetz in einer gewissen Dichte pro Fläche angepflanzt werden. Allgemein haben wir viele Traditionen rund um dieses Luxusprodukt angehäuft. Wir fragen uns; macht dies für die Zukunft Sinn? Sind solche eintönigen Flächen resistent genug um mit dem Wetter von morgen klar zu kommen? Bauen wir überhaupt angepasste Sorten an? Müssen Rebflächen derart stark reglementiert sein? Ist gerade in dieser Kultur der doch immer noch grosse Pflanzenschutzmitteleinsatz gerechtfertigt, um daraus “nur” ein Luxusprodukt herzustellen?

Ziel

Unsere Rebberge sahen bis anhin von weitem genau so aus wie in der Ausgangslage beschrieben. Schon seit mehreren Jahren versuchen wir das System Rebberg aber etwas aufzulockern. Wir mähen das Gras weniger oft und legen Kräuter- und Gründüngungsmischungen, sowie Zweitkulturen wie Zuckermais, Kartoffeln, u.s.w. zwischen den Rebzeilen an. Zudem werden die Flächen seit über 20 Jahren biologisch bewirtschaftet und es stehen ausschliesslich neue robuste Sorten im Feld. Nun möchten wir einen Schritt weitergehen. Inspiriert vom Agroforst auf dem Acker, erstellen wir nun unsere erste VITIFORST Parzelle. Das Ziel ist gleich viel Traubenertrag wie auf einer Standardfläche zu produzieren, damit wir dem Gesetz entsprechen. Wir möchten aber den Raum drei bis vierfach nutzen um schlussendlich mit Bäumen und diversen Wild- und Kulturpflanzen ein Feld zu kreieren, dass sich an der Natur orientiert.

Massnahmen

Wir pflanzen eine Mischkultur aus Reben, Tafelobst, Haselnuss, Wildblumenwiese und optionalen Kulturen wie Mais oder Kartoffeln an. Die Baumhaselbäume veredeln wir auf 2.5 Meter Höhe mit einer Edelsorte. Darunter wachsen Rebe und Tafelobst im selben Drahtgerüst, sie teilen sich sogar das Pflanzloch. Ziel wäre auch, eine Unterstockbepflanzung zu etablieren, welche die Rebe wenig konkurrenziert, Nährstoffe sammelt und den Boden bedeckt. Das Erntesystem für die Haselnüsse ist noch in Entwicklung.

Die Schweizer Stiftung VISIO PERMACULTURA unterstützt neben dem NATURACKER auch dieses Rebberg-Projekt.